Die geplante unterirdische Verlegung der Juraleitung in Nürnberg-Katzwang eröffnet nicht nur neue Möglichkeiten für eine stabile Stromversorgung, sondern birgt auch ein enormes Potenzial für die Nutzung von Abwärme.

Mit dem Bau der zwei Tunnel, in denen ein Teil der Juraleitung unterirdisch verlaufen wird, eröffnen sich – neben einer leistungsstarken Stromversorgung – gleichzeitig auch effektive Möglichkeiten in Richtung Wärmeversorgung. Denn die sechs 380kV-Kabel, die jeweils in den beiden Röhren verlaufen, können bereits bei mittlerer Beanspruchung eine sehr hohe Eigentemperatur abstrahlen.

Diese Abwärme birgt ein hohes thermisches Potenzial: Abhängig von der Übertragungsleistung, der Isolierung und den Umgebungsbedingungen könnten Temperaturen von bis zu 70 Grad Celsius erreicht werden.

Somit könnte eine primäre kostenneutrale Energiequelle zum Einsatz kommen, denn mit den beiden Tunneln wäre eine Leistung von bis zu 6.000 kW möglich. Bei einem durchschnittlichen Wärmebedarf von 20 kW ließen sich damit bis zu 300 Haushalte versorgen. Technisch umsetzbar wäre dies mit sogenannten Massivabsorbern, die über die Lüftungsanlagen des Tunnels eingebunden werden könnten. Die Verteilung könnte im Weiteren dann über eine Großwärmepumpe erfolgen.

Dabei bergen aber nicht nur Energietunnel wie die unterirdisch angelegte Juraleitung ein großes Potenzial, sondern generell all jene Objekte, die Abwärme produzieren und somit ergänzend thermisch nutzbar wären – wie U-Bahn-Schächte oder Rechenzentren.

Allerdings spielen diese Möglichkeiten der Abwärme nach wie vor keine oder kaum eine Rolle, obwohl hier ein vielversprechendes Potenzial für eine nachhaltigere Energiezukunft und somit die Energiewende vorhanden ist. Daher sollte nun mit dem Bau der beiden Tunnel auch die Chance ergriffen werden, die energetische Abwärmenutzung bereits von Anfang an in den Planungsprozess zu integrieren.

Dies fordern wir auch mit dem Antrag Juraleitung-Tunnel in Katzwang: Potenzial für Energiegewinnung nutzen, den wir im Dezember 2024 gestellt haben. Darin bitten wir die Verwaltung zudem, die dargelegte Option der Wärmenutzung in enger Zusammenarbeit und Abstimmung mit den beiden Hauptakteuren, dem Netzbetreiber Tennet und dem Energieversorger N-Ergie, zu prüfen.

 

Cengiz Sahin
Sprecher für Energie, Stadtentwicklung,
Bau- & Wohnungspolitik
Stadtratsfraktion B‘90/DIE GRÜNEN